Touch me if you can! Der Grabbelwahnsinn.
Alles wird angegrabbelt! Ange“touched“! Der Touch-Screen als Rettungsinsel für den Säugling in uns allen, der sich geschlechtsübergreifend, neben dem „Kind im Manne“ und der „kleinen Prinzessin in jeder Frau“, eine Berechtigung im täglichen Dasein erkämpfen musste. Der Drang, alles berühren zu müssen, was man haben möchte, wird befriedigt.
Egal ob man zur Gruppe der Smartphone-Junkies gehört, oder möglichst tief in die Pampa gezogen ist, um der geballten Modernität der Hektik-Städte zu entkommen – spätestens am Bank- und Fahrkartenautomaten oder beim Obst wiegen, hat er uns wieder.
Tasten, Schalter, Hebel und Klinken weichen Buttons. Kleine Bildchen, die ironischerweise oftmals einen dreidimensionalen Eindruck erregen sollen, reagieren auf Berührung. Die flache Glasfläche nimmt begierig jede noch so kleine Berührung auf, nur um das „Gehirn“ dahinter in hektische Betriebsamkeit zu versetzen, die wir weder sehen noch nachvollziehen können. Der Apparat – von dem eigentlich WIR etwas wollen – erwartet sofort wieder eine Reaktion von uns. Er möchte wieder „betouched“ werden.
Meistens stecken hinter diesen Nötigungen sogar Menschen. Nicht wie Sie und ich. Sondern fiese Narzissten, die nichts Besseres zu tun haben, als ihren Kommunikationszwang über jede erdenkliche Plattform auszuleben. So sitzt man dann abends an Smartphone oder Tablet und drückt müde und resigniert auf der Glasoberfläche herum, nur um dem Infokrieg Herr zu werden; den man selbst nie begonnen hat.
Dabei hat der typische Gorilla-Glass-Rambo längst den sensorischen Bezug zu nahezu allen auf der Erde existenten, rauen Materialien verloren. Alles ist glatt, ohne Ecken und Kanten. Der Tastsinn freut sich da schon mal über das morgendliche Toastbrot oder die Nagelfeile in der Bahn. Wann hatten Sie denn das letzte Mal einen Stock aus dem Wald in der Hand?! Oder einen Steinbrocken? Nee, da wird man dreckig – dann lieber der Schmier-Schirm vom Obst-Abwiegen.
Hygienische Touch-Probleme und ein erster Lösungsansatz
Hygienisch gesehen ist der Touch-Screen ohnehin eine Katastrophe. Habe Sie sich jemals gefragt wer am Bankautomaten Geld abhebt? – Alle! Früher konnte ich drucksensible Tasten wenigstens noch mit über den Finger gestülptem Pulli bedienen. Viele Geräte machen da aber gar nicht mehr mit. Nein sie wollen meinen nackten Finger auf die verschmierte bakterienverseuchte Fläche locken – sonst bekomme ich halt meinen Fahrschein nicht und muss schwarzfahren. Erklären Sie das mal ihrem Schaffner.
Aber! Ich habe dafür mittlerweile eine Lösung gefunden. Aus dem Internet habe ich mir einen dieser Handschuhe bestellt, mit denen man auch Touch-Screens bedienen kann. Weil das im Sommer zu warm ist, habe ich mir einfach den Zeigefinger vom Handschuh abgeschnitten und ihn an meinen Schlüsselbund gehängt. Da die natürlich ab und zu gewaschen werden müssen, habe ich mir noch ein paar Ersatzfingerlinge gemacht. Das Beste: Die Reinigungskosten habe ich durch die fehlenden Arztbesuche direkt wieder drin. Ob sich das wirklich rechnet, schreibe ich Ihnen noch.
Stay in Touch!
M. Findlich